Beim Zähneputzen den Wasserhahn laufen lassen? Wasserverschwendung! Von klein auf wird uns beigebracht, dass wir Wasser sparen müssen. Und das wirkt sich aus: In den letzten 20 Jahren ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Österreicher um 20 Liter zurückgegangen. Aktuell verbraucht jeder und jede von uns etwa 130 Liter Wasser am Tag. Der Grund für diesen Rückgang liegt aber auch in der verbesserten Technik. Waschmaschinen und Geschirrspüler gibt es in sehr wassersparenden Ausführungen, Spartasten bei der Toilette und moderne Duschköpfe reduzieren den Wasserverbrauch außerdem.

 

Wie setzt sich der Wasserverbrauch zusammen?

Wofür das Wasser verwendet wird, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Mit persönlichen Vorlieben, der Wohnungsgröße, aber auch der Jahreszeit – wenn wir im Sommer beispielsweise den Pool füllen oder den Garten oft bewässern müssen. Wofür wir Wasser verwenden, kann also nur grob gesagt werden. Durchschnittlich setzt sich unser Verbrauch so zusammen:

Baden und Duschen: 44 Liter

Das Motto „Duschen statt Baden“ zeigt Wirkung. Studien zufolge wird fast nur mehr geduscht, was den Warmwasserverbrauch bedeutend senkt. Eine sechsminütige Dusche braucht nur etwa ein Drittel des Wassers eines Vollbades.

WC: 40 Liter

Die Toilettenspülung spielt ganz vorne mit, wenn es um den höchsten Wasserverbrauch im Haushalt geht. Moderne Spülkästen und Spül-Stopp-Tasten tragen hier zu einem verringerten Bedarf bei. Bis zu 14 Liter Trinkwasser können so gegenüber herkömmlichen Spülungen gespart werden. Viele Haushalte stellen sich die Frage, ob hier denn wirklich Trinkwasser verwendet werden muss. Regenwasseranlagen oder ein Brauchwasserbrunnen sind mögliche Alternativen.

Wäschewaschen: 15 Liter

Auch im Bereich des Wäschewaschens konnte die Technik große Wassereinsparungen bewirken. Alte Maschinen brauchen etwa 250 Liter pro Waschgang, bei moderneren Modellen liegt der Verbrauch nur mehr bei ungefähr 100 Litern oder weniger.

Reinigung und Gartenbewässerung: 13 Liter

Ein Bereich, der stark von Ihrer persönlichen Situation und der Jahreszeit abhängt. Durchschnittlich verwendet dennoch jeder und jede von uns 13 Liter täglich für Dinge wie Autowäsche, Wohnungsputz und Blumen gießen.

Körperpflege: 8 Liter

Zur „kleinen Körperpflege“ gehört das Händewaschen, Zähneputzen und sonstige Körperpflege am Waschbecken. Auch die Handwäsche von Kleidung fällt in diesen Bereich. Wassereinsparungen sind hier dank umweltfreundlicher Wasserhähne möglich.

Geschirrspüler: 6 Liter

Wer Wasser sparen möchte, sollte aufhören, Geschirr händisch abzuwaschen. Der Geschirrspüler ist nämlich eines der sparsamsten Geräte. Pro Person fallen hier täglich im Schnitt nur 6 Liter Wasserverbrauch an.

Trinken und Kochen: 4 Liter

Nur wenige Liter verwenden wir zum Trinken und Kochen – gerade einmal drei Prozent. Unser Trinkwasser ist aber perfekt für diese Bereiche geeignet. Sie können also getrost öfter zum Wasserglas als zur Kaffeetasse greifen!

 

Wie sieht es mit dem Wassersparen aus?

Wir haben das Glück, in einem wasserreichen Land zu leben. Es gibt keinen Grund, aus Wassermangel zu sparen. Etwas weiter südlich sieht das schon ganz anders aus. Im Sommer 2017 musste beispielsweise in Rom das Trinkwasser rationiert werden, weil die Stadt in einer langen Hitzeperiode regelrecht austrocknete. In Österreich wird das wohl nicht passieren können. Haushalte, Landwirtschaft und Industrie nutzen nur etwa drei Prozent des verfügbaren Wassers.

Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, kann eigentlich nicht von Wasserverschwendung gesprochen werden. Wir benutzen das Wasser eher, da es ja nicht verloren geht. Nach der Nutzung wird es aufbereitet und gereinigt wieder in den Wasserkreislauf abgegeben. Natürlich fällt dafür eine Gebühr an. Wer den Wasserhahn unnötig laufen lässt, verschwendet also eher Geld. Übertriebenes Wassersparen kann aber auch teuer kommen. Fließt zu wenig Wasser durch die Abflussrohre, lagert sich alles Mögliche ab und droht, sie zu verstopfen. Das Resultat – die Rohre müssen mit hunderten Litern Trinkwasser gespült werden, die Kosten dafür tragen erst recht wieder die Verbraucher über die Wasserrechnung.

 

Virtuelles Wasser und der Wasserfußabdruck

130 Liter Wasser pro Person und Tag sind wirklich nicht viel. In Wahrheit verbrauchen wir aber mehr als das dreißigfache davon. Zu unserem Wasserverbrauch kommt nämlich noch sogenanntes virtuelles Wasser hinzu. Dabei wird berechnet, wie viel Wasser zur Herstellung der Güter benötigt wird, die wir täglich brauchen. „Virtuell“ ist eine etwas irreführende Bezeichnung. Verbraucht wird das Wasser sehr wohl in der Realität, wir bekommen es nur nicht zu sehen. Ein weißes Din-A4-Blatt benötigt zehn Liter Wasser in der Herstellung, ein Ei 200 Liter und ein Burger 2400 Liter. Die Reihe der Beispiele könnte lange fortgesetzt werden, eines verdeutlichen sie eindrucksvoll: Wasser steckt in fast allem.

Dabei kann zwischen verschiedenen „Arten“ von Wasser unterschieden werden. Global betrachtet nimmt die Bewässerung den größten Anteil ein. Abgesehen davon wird Wasser bei verschiedenen Prozessen benötigt, etwa bei der Verarbeitung von Baumwolle oder bei der Reinigung und Entsorgung von anfallenden Stoffen. In Österreich ist der Bewässerungsanteil eher gering. Das hängt damit zusammen, dass unsere Landwirtschaft sehr klein strukturiert ist und sich Bewässerungsanlagen für solch kleine Flächen nicht rechnen würden. Außerdem kommen die Pflanzen meist mit dem Regenwasser gut aus.

Problematisch an der Sache ist, dass wir viel importieren. Die Baumwolle für unsere T-Shirts kommt aus Indien, Reis kaufen wir aus China. In solchen Ländern herrscht Wasserknappheit. Das Prinzip des Wasserfußabdrucks möchte verdeutlichen, dass wir durch „virtuelles Wasser“ den wasserärmeren Ländern viel wegnehmen. Für die Reisproduktion in China müssen riesige Felder mit unvorstellbaren Mengen an Trinkwasser geflutet werden, zugleich leiden zahlreiche Menschen an Wasserknappheit. Was wir dagegen tun können? Leider nicht besonders viel. Wenn wir aber darauf achten, manche Produkte lieber aus regionalem Anbau zu kaufen, schränken wir unseren Wasserfußabdruck zumindest etwas ein. Somit werden die Menschen in China zwar nicht in den Luxus kommen, beim Zähneputzen das Wasser unbekümmert laufen zu lassen. Eine Entlastung können wir damit aber bieten.